
Wolle. Seide. Widerstand
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main
Der Teppich als Bodenbelag oder Wandbehang dient traditioneller Weise den Lebenswelten und Wohnbereichen unterschiedlicher Kulturen. Doch ist es gerade der im Alltäglichen verortete, textile Ausstattungsgegenstand, der internationale Künstler:innen in gestalterischer Freiheit heute veranlasst, den Teppich als ikonisches Ausdrucksmittel ihrer dezidierten Kritik im Kunstraum einzusetzen.
(Angewandte) Kunst als Widerstandsform – in diesem Sinn versammelt die Sonderausstellung Wolle. Seide. Widerstand Teppiche zeitgenössischer Künstler:innen. Sie setzen sich mit unterschiedlichen Facetten von Widerstand auseinander. Dabei erproben sie das beständige Handwerk des Knüpfens, Webens, Wirkens und Tuftens in traditionellen und erweiterten Kontexten und deuten utilitäre, dekorative und spirituelle Aspekte eines Bodenbelags oder Wandbehangs auf neuartige Weise zugunsten eines medialen Verständnisses und seinen ikonographischen, popkulturellen und politischen Bildstrategien um.
In gleicher Radikalität sprengen sie mitunter die Grenzen des klassischer Weise flachen Teppichformats. Das Sichwidersetzen, Sichentgegenstellen, aber auch etwas, was jemandem oder einer Sache entgegenwirkt, sich als hinderlich erweist, sowie politischer Widerstand (aktiv, passiv), Widerstandsbewegungen, oder Widerstandsfähigkeit (Resistenz), wie auch Widerstandskraft (Resilienz), etc. nehmen in der Ausstellung buchstäblich völlig unterschiedliche Formen und zuweilen extravagante Formate an.
Während sich das große Interesse an handgefertigten Textilien aller Art in einer auffallenden Anzahl an Ausstellungen in den letzten Jahren widerspiegelt, konzentriert sich die Ausstellung am Museum Angewandte Kunst auf das Medium Teppich. Die Ausstellung, die sich auch mit einem umfangreichen Vermittlungs- und Begleitprogramm an Jugendliche und Erwachsene richtet, hat zum Ziel, die Ästhetik der textilen Kunstobjekte aus einer transkulturellen Perspektive unter dem Aspekt des Widerständigen zu beleuchten, und an ihrem Beispiel die Diskursfähigkeit angewandter Kunst in der Gegenwart auf besondere Art zu hinterfragen. Zudem möchte die Ausstellung für neuartige Werke sensibilisieren, die sich in Museumssammlungen erst in Zukunft etablieren werden.