
Weniger mehr? Gestaltung im Akkumulozän
Jochen Denzinger, Stephan Ott
Wir leben im Zeitalter grenzenloser Akkumulation. Dieses ist nicht nur durch das enthemmte Anhäufen von Kapital durch einige Wenige gekennzeichnet, sondern umfasst auch das Horten privater Daten, die Konzentration von Macht wie auch die Übernutzung natürlicher Ressourcen.
Aus diesem Grund leitet das Projekt aus dem metaphorischen Begriff des Kapitalozäns die erweiterte, auf unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche zu beziehende Metapher des Akkumulozäns ab. Viele der derzeitigen globalen Probleme – soziale Ungleichheit, Auflösung der Privatsphäre, Migration und Flucht – lassen sich auf Akkumulationsphänomene zurückführen. Damit einher geht ein globales Machtregime einer Minderheit menschlicher Profiteure über eine nicht nur Menschen, sondern alle Spezies umfassende Mehrheit.
Zu einfach wäre es dabei, »viel« per se negativ zu besetzen – viel Wissen ist sicherlich ebenso wünschenswert wie die Gesundheit vieler. Es geht also neben dem Phänomen des Akkumulierens selbst, vor allem auch um die Möglichkeit, Systeme und damit Zukunftsfähigkeit zu gestalten: Wer akkumuliert was zu welchen Kosten und unter welchen Bedingungen?
Aus dieser Fragestellung heraus wurde das Konzept der transdisziplinären Diskussionsreihe »Gestaltung im Akkumulozän« entwickelt. In 5 Diskussionsrunden wird 2026 mit wechselnden, eingeladenen Expert:innen der Frage nach der Beschaffenheit des Problemraums wie auch möglicher Lösungen nachgespürt.
Jochen Denzinger ist strategischer Designer für komplexe, digitale Produkte. Sein Studio »Denzinger Gestaltung« konzentriert sich insbesondere auf Medizintechnik und Investitionsgüter.
Stephan Ott ist Autor und Journalist. Er ist Mitgründer und Leiter des Bereichs Design Research and Appliance beim German Design Council/Rat für Formgebung.