©Kulturamt Stadt FlörsheimStreetart an der Opelbrücke
Kulturamt Stadt Flörsheim
Brücken haben die Funktion zu verbinden. Architektonisch und historisch schon in der Antike entwickelt überspannte die Brücke als eine Aneinanderreihung von Rundbögen meist Wasserläufe oder Täler. Sie waren so Teil der logistischen Infrastruktur. In der Antike (meist) aus Stein gebaut, im Mittelalter eher aus Holz, erfuhr die Brücke als Verkehrselement im ausgehenden 19. Jahrhundert eine Wandlung.
Zwar war noch immer die Gewährleistung von Wegbarkeit über Wasser etc. der Hauptzweck, doch das Aussehen (das Design) der Brücke rückte mehr und mehr in den Fokus. Bedingt durch die neuen Baumaterialien Stahl und Beton wurde das Aussehen der Brücke, insbesondere der Pfeiler/Pylonen immer schlanker. Was zuvor kräftig, stabil und vertrauenswürdig (Hohenzollernbrücke Köln) aussehen musste, wurde im Verlauf des 20. Jahrhunderts immer feiner und graziler (Öresundbrücke). Der Zeitgeist und damit das Design hatte sich geändert.
Doch egal zu welcher Zeit, fiel der Begriff „Brücke“ so hatte man sofort das Aussehen und Zusammenspiel von Pfeiler und Tragwerk als Bild im Kopf, meist jedoch nicht architektonische Situation unterhalb der Brücke/Fahrbahn. Diesen Ort „unter der Brücke“ assoziierte man im 20. Jahrhundert mit Personen an den gesellschaftlichen Rändern, mit sozialen Niedergang. Obdachlose und Verbrecher wohnten „unter der Brücke“.
Mit dem Aufkommen der Streetart in den 1980er Jahren, insbesondere in den USA änderte sich allmählich die Sichtweise auf diesen Ort. Mitglieder dieser „Subkultur“ wie Keith Haring fanden in den Mauern der Brückenauflager ebenso eine gestalterische Freifläche wie an den Fundamenten der Brückenpfeiler. Es brauchte etwas Zeit bis die Streetart eine gesellschaftliche Anerkennung als Kunstrichtung erhielt und Einzug in die Kunstgalerien nahm.
2026 wird in Flörsheim ein solcher (Un)Ort durch Streetart aufgewertet. Der Verbindungsweg zwischen Flörsheim und Rüsselsheim, wird in einem Kooperationsprojekt farblich und inhaltlich neu gefasst. Die Säulen sind zwischen 15 und 3 Meter hoch und haben einen Umfang von etwa 6 Meter. Der untere Bereich bis 2,50m Höhe wird in einem Jugendprojekt zusammen mit einem Profikünstler gestaltet. Der Bereich oberhalb von 2,50m steht allein den Profis zur Verfügung.
Die Jugendlichen sollen bei sommerlichen Workshops unter der Brücke die Technik der Spraykunst ebenso erlenen wie einen Einblick in die Lebensweisen der Profikünstler/Workshopleiter erhalten. Das gemeinsame Schaffen von Kunst und gegenseitige Kennenlernen steht im Fokus der Jugendprojekte.